Bekannt ist, dass DER Mensch zur Zeit ressourchentechnisch ca. 1,7 Erden verbraucht, also in dümmlicher Ignoranz weit über seine Verhältnisse lebt. Weniger bekannt ist, dass es auch völlig ignorante Estrellafahrer geben muss. Und dieser Gedanke kam so: als ich kürzerlich meinem Lieblingshobby Platz Nummero 17, also der Zerlegung alter Estrellamotoren nachgegangen bin, musste ich zu meiner Überraschung einen Ventilspiel von 3,5 und 4,0 Millimetern am vorliegenden Zylinderkopf messen. Also ca. 20 fach über normal. Zuerst dachte ich, dass einfach jemand die Einstellschrauben willkürlich und achtlos hinterlassen hat (der Motor wurde mir als defekt zugestellt)...
Die ausgebauten Kipphebel ließen dann die Tragödie schnell in den Bereich der Pathologie wandern. Das Ventilspiel war so riesig, weil die Kipphebel extrem abgeschliffen waren (oben im Bild Normalzustand und unten Totalschaden) und das nimmt ein altes Technikerherz schon ganz schön mit, denn eine Estrella mit nur 0,3 mm Ventilspiel klingt bereits wie ein Hammerwerk. Nicht vorstellbar, dass jemand morgens einen Motor mit 3,0 Millimetern Ventilspiel startet, um wie gewohnt zur Arbeit zu fahren (von der fehlenden Leistung infolge mangelnder Ventilöffnung mal ganz abgesehen). Das bringt nicht mal ein Schwerhöriger. Man stelle sich nur vor wie lange es dauert, bis ein Ventitrieb so zerschlissen ist. Selbst bei Ölmangel dauert das. Der Tod des Triebwerks ist jedenfalls aus einem anderen Grund eingetreten. Und zwar hat das rechte Lager der Nockenwelle irgendwann so stark gefressen, dass sie so schnell wie so sollte nicht mehr konnte und das Antriebsrad durchgedreht hat ohne seinen Partner weiter anzutreiben. Der kleine Pin am Kettenrad war abgeschert und steckt noch in der Welle. Die Nockenwelle kann man normal einfach rausnehmen - diese hier musste mit größter Hammertechnik ausgetrieben werden:
Ich vermute mehrere hundert bis tausend Kilometer Fahrt mit völlig falschem Öl oder / und Öltiefstand bzw. Totalmangel.
Würde man die Ölzufuhr zur Nockenwelle (hydrostatisches Gleitlager) unterbrechen, tritt innerhalb weniger Kilometer / Minuten der Triebwerkstod ein. Das gilt übrigens für die meisten Vierdaggter.