Vor einiger Zeit hatte ich das Vergnügen eine Triumph Cornet zu fahren, mit besagtem Doppelkolbenmotor 200 ccm 10 Ps ging ab wie Schmitz Katze Gruß Rolf
Sicher habt Ihr euch auch schon mal grübelnd gefragt, wie man eigentlich einen völlig zugeschweißten Brit-Style Endtopf-Absorberdämpfer mit Stopfmaterial versorgt. Nun, infolge beruflicher Vorbelastung hinsichtlich laparoskopischer Maschineneingriffe bin ich hier quasi analog verfahren. Man dreht sich eine Zentrierspitze aus Hartholz, die das innere Siebeohr verschließt und schiebe selbiges von einer Seite ein Stück in den Topf. Sodann beginne man kleine Kügelchen Dämpferwolle von oben einzuwerfen und verdichte diese mit einem dünnen Stab. Stückchenweise geht es entsprechend weiter in der Folge bis der Topf voll ist. Abschließend wie das Siebrohr bis in das Endrohr vorgeschoben und mit einem Blindniet fixiert. Voilà, fertig ist der angenehm klingende Rennsportdämpfer. Zubereitungszeit ohne vorbereitende Arbeiten: 3h.
der eine oder andere wird sich sicher fragen, warum der Kerl mit seinem bisschen RSx-Estrellatriebwerk noch nicht zu Potte gekommen ist... Nun, wie immer liegt der Detailteufel quer über die ganze Straßenbreite, sodass kein durchkommen war. Etwas weiter ausholend: in der streng überwiegenden Zahl aller ausgelagerten Fremdarbeiten werden ich schwer enttäuscht. Sei es beim Verchromer, Zahnarzt oder an der Käsetheke.
Was war also diesmal geschehen? In aller Kürze: geöffnete Kurbelwellen sollen irgendwann wieder verpresst werden. Dazu muss natürlich alles in perfekter Qualität bereitliegen. Der letzte Arbeitschritt beim eigentlich einbaubereiten Eigenbau-Titanpleuel war das Planläppen der Seitenflächen. Bei einer Firma die solche Jobs seit ihrer Gründung macht. Man verspricht und erwartet Genauigkeit im Tausendstelbereich. Ich - doch lieber nichts dem Zufall überlassend - habe dann folgendes festgestellen müssen:
...oben steckt eine 0,12er Blattlehre drin, unten liegt es sauber am eigens gefertigten Prüfzapfen an. Ergo, total schief der Mist und so im Grunde für die Mülltonne. Da nun aber der ganze Spaß nicht ganz günstig war musste eine Lösung her. Eine, die mitsamt Technik erstmal konstruiert werden musste. Nein, keine Fremdspezis mehr! Ordentlich wird's nur wenn man's allein und selbst vollbringt (leider)!
Ergebnis nach mehreren Tagen Versuchsarbeit. Absolute "Winkligkeit" und Planparalellität im Bereich weniger Tausendstel und vor allem wieder was gelernt. Selbst die Oberflächengüte ist zum Fingerabschlecken. Und das, obwohl mein österreichische Chinadrehe eigentlich gar nicht "so genau kann"?!?
Naja. Ist ja auch Wurscht. Jetzt kann der Lauf der Dinge wenigstens wieder....
Wie sagt man noch, selbst ist der Mann. Voraussetzung am Selberschrauben ist aber das notwendige gewisse Etwas nebst speziellen Werkzeugen und einiges mehr. In diesem Sinne wünsche ich dir auch ein frohes Fest und einen guten Rutsch ins neue Jahr. Und natürlich eine unfallfreie Saison 2015. Gruß Rolf
So ganz hab ich das jetzt nicht verstanden. Wenn die Bohrung nicht akkurat war, dann kommt man bei einer Korrektur doch zu einer größeren Bohrung. Sprich zu groß, oder? Ist das Messingteil der Prüfzapfen? Ansonsten - wie gehabt - meinen Respekt!!! Gepaart mit etwas Neid vor deinem Können und deinen Möglichkeiten.
In kleinen Schritten geht es voran. Gehäuse ist aufgespindelt. Dazu musste erst ein dünner, scharfkantiger Prüfring gefertigt werden, der saugend über das rausstehende Stück der Zylinderbuchse gestülpt worden ist um damit auf dem Gehäuse "anzuzeichnen" wo die Bohrung hingehört. Danach wurde mit Zentrikator einmessen und wild drauf los gebohrt. 1 mm Wand blieb zwischen Ölfilterkammer und Bohrung. Bei 83,3 mm ist amtlich Schluss Kameraden. Mit etwas Reseverve und knapp 2 mm Buchsenspeck: 79,2 mm Bohrung. Auch die Restwandung des Zylinders würde sonst zu dünn. Heißt: 360 ccm. Ist zwar kaum mehr als schon bewährt in der RS350 läuft, aber nach den mir vorliegenden Informationen müsste es reichen - für den Volumenweltrekord bei Estrella. Und welchen Eintopf oder überhaupt anderes Krad kann man schon "ohne Weiteres" um brachiale 45% aufbohren (entspräche bei der W800 übrigens ca. 1120 ccm) Durch das verstärkte und am "Big End" größeren Pleuel ist leider die verlängerte Hubvariante nicht mehr drin. Das Pleuelauge würde sonst am Antriebszahnrad des 5. Gangs anschlagen! So eng geht's zu in unseren kleinen Estrellamotörchen. Eine 400er wird es also erstmal nicht geben, es sein den man geht ganz extreme Wege mit Zylinderneufertigung und Gehäuseauftragschweißen, aber das ist mir (vorerst:-) zu viel des Guten.
Bei der Gelegenheit habe ich gleich die Geometrie der Kurbelwangen bisschen verändert. Muss sowieso alles neu gewuchtet werden, weil die Ausgleichwelle diesmal Hausverbot bekommt. Soll ein reiner Sportmotor werden. Relativ kompromisslos:
Gruß
Scharlachdorn
P.S.: Soulie - die Seitenflächen des großen Pleuelauges wurden nochmal im exakt rechten Winkel abgezogen. Der Rest stimmte.
da wieder mal nur wenig Zeit zu Verfügung steht, war heute nur eine Kleinigkeit dran. Und zwar gibt es ab jetzt auch ein 18er Ritzel für Estrella, welches eigentlich von der großen W-Schwester stammt. Allerdings wird es ein Einzelstück bleiben. Der harte Werkstoff hat - fast wie erwartet - sogar einen teuren Vollhartmetallbohrer sowie Gewindeschneider versaut. Das mache ich nicht noch mal...
Risikofreudige gute Schrauber brauchen wir im Forum. Einen guten Sattler haben wir auch, und einen Sprücheklopfer (POETEN) ist auch vertreten. Gruß Rolf
...die 350er hat bereits 17/35 und das ist noch etwas zu kurz - bei meiner Statur. Ich habe auch ein 33er Kettenblatt gemacht, aber das sieht recht bescheiden aus, weil man's kaum noch sieht...